Der Einsam (Ludwig Anzengruber)

Leseprobe:

Gemeinde in der Kirche, und jetzt ist alles stille; jetzt ist die Predigt. Am Fuße des Hügels, auf welchem das Gotteshaus über das weite Tal emporragte, lag eine kleine Schenke; Klang und Sang waren dort an das Ohr der Greisin gedrungen, die unter dem Vordache im Gärtchen saß, bald vor sich nach den leeren Tischen und Bänken blickte, bald seitwärts nach einem schmalen Blumenbeete. Es hätte weder des Läutens bedurft, unter dem Sanktus und beim Offertorium, noch des Singens der Leute, sie hätte es auch ohne das recht gut gewußt, wie weit die heilige Handlung vorgeschritten sein konnte, nach dem Schatten des Vordaches, wie derselbe über die Gelbveigelstöcke zu ihren Füßen hinschlich – ei ja, scharfe Sinne hatte sie noch, aber an den Kräften, an den Kräften fehlte ihr's halt, sonst wär sie heut auch nicht heimgeblieben, um das Haus zu hüten; sie mußte selbst darüber lächeln, daß sie dazu bestellt war, die es keinem hätte wehren können, das ganze Haus fortzutragen. Aber heut will die Predigt kein Ende nehmen. Unter dem alten Pfarrer, der vor kurzem verstorben war, war lang schon die Kirche leer und die Tische und Bänke....

Autoreninformationen:Ludwig Anzengruber

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Eine Antwort

  1. peter sagt:

    Ich liebe diese alten Geschichten