Walpurgisnacht (Heinrich Zschokke)
Ich befand mich fern vom Hause in Geschäften zu Prag. Es war im April. Wie angenehme Zerstreuung es auch für mich gab, konnte ich doch das Heimweh nach unserm Städtchen nicht unterdrücken, wo mein junges Weib schon sieben Wochen auf meine Heimkehr hoffte. Seit unserm Hochzeitstage waren wir nie so lange getrennt gewesen. Freilich Fanny schickte mir regelmäßig alle Wochen Briefchen zu; aber diese Zeilen voller Liebe, Verlangen und Wehmut waren Öl ins Feuer. Ich wünschte Prag und den heiligen Nepomuk vierunddreißig Meilen nordostwärts hinter mir. Wer nicht ein liebenswürdiges Weibchen von zweiundzwanzig Jahren hat, reizend wie die Liebe selbst, umspielt von zwei blühenden Liebesgöttern, wer in solch ein Wesen nach fünfjähriger Ehe nicht fünfhundertmal verliebter ist als den Tag vor der Hochzeit, dem erzähle ich vergebens von meinem Heimweh. Genug, ich dankte jauchzend dem Himmel, als die Geschäfte endlich abgetan waren. Ich nahm bei den wenigen Bekannten und Freunden Abschied, und sagte dem Wirt, er solle die Rechnung geben. Andern Tags wollte ich mit der Post fort.
Autoreninformationen: Heinrich Zschokke
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