Glasberg (Bruno Wille)
Erscheinungsjahr: 1920
Leseprobe:
Daß ich noch einmal auf den Pfaden meiner Jugend
gehandelt und den Schicksalen er Tübinger
Schulgefährten nachgegangen bin, hat ein Traum
veranlaßt. Er weckte mir Heimweh nach einem Schatze,
der mir fast unbewußt geworden war. Ich träumte den
Traum an einem Aprilmorgen des Weltkrieges, in meiner
Schlafkammer zu Friedrichshagen am Müggelsee. Von
einem Geräusch auf dem Hausflur halb wach geworden,
hörte ich eine Lerche trillern, und dieser Frühlingsherold
erinnerte mich daran, daß ich gestern zu meiner Frau
gesagt hatte, es sei Zeit, Hopfenknospen zu sammeln, die
ein würziges Kraut für die Suppe sind. Die Lerchenmusik
lullte mich in neuen Schlaf, und in den anhebenden
Traum wob sich die Vorstellung von Hopfen: Ich war bei
einer Hopfenpflanzung, wie ich sie einst auf sonnigen
Höhen bei Tübingen erlebt hatte.
Ein Tälchen mit einem Bach, über den ein Steg führt!
Der Wegweiser hat die Aufschrift: Glastelfingen. Und ein
beglückendes Staunen ergreift mich: Glastelfingen? Ist
das nicht jenes heimliche Dörfchen, von dem ich als
Knabe geschwärmt? Zwischen Gartengemäuer auf
steinerner Steige empor. Rechts und links gestaffelte
Beete, Rebstock bei Rebstock; von vorgewölbter Halde
grüßen sonnige Weinbergshäusle. Dann säuselt ein Wald
von Apfelbäumen. Erquickende Rast im Schatten und
selige Schau. Durchs Tal windet sich...
Autoreninformationen: Bruno Wille
Der Download des gratis Ebooks startet in einem neuen Fenster. Achte darauf, dass Dein Popup-Blocker dies nicht verhindert.