Dunkeltrotz (Alexander Rossa)

Dieses Buch beschreibt Ausschnitte aus dem Leben einer Frau, die sich unter anderem Mutterhoff Dunkeltrotz nannte. Die Menschen erzählten sich in ihrem Umfeld, dass sie wohl eine Hexe gewesen sei. Um so kurioser erscheint es, dass es tatsächlich diese alte Frau gab, die abgeschieden im Harz lebte, bis sie eines Tages spurlos verschwand. Ob sie schliesslich in ein Altenheim gebracht wurde oder irgendwo im Wald verstarb, das konnte niemals geklärt werden. Es waren wohl auch nur wenige Menschen, die sich dafür interessierten. In unserer heutigen Zeit scheint es ohnehin so, dass die schwachen und alten Menschen mehr als Last empfunden werden. Dabei sollten sie und ihr Wohlergehen unser ganzer Stolz sein. Die Stärke eines Volkes, sie bemisst sich an der Stärke seiner Schwachen, so heisst es doch. Mutterhoff Dunkeltrotz war in den Augen der Menschen eben eine Hexe, offenbar eine Verrückte, vor der man sich mehr fürchtete, als dass man versuchte, sie zu verstehen.Folgt man keiner Weltreligion und glaubt nicht an ein höheres, machtvolles Wesen, dann ist man verdächtig, wird diskriminiert und ist der Verfolgung geweiht. Ich erlebe das selbst ständig. Fast jeden Tag werde ich selbst von missionierenden Gläubigen angesprochen, um mich einer populären Religion anzuschliessen. Wirklich wahr. Das nervt unglaublich. »Komm doch mit.«, »Warum denn nicht?«, »Gott liebt auch dich, selbst wenn du dich von ihm abwendest.« sind so die Sprüche, die dann immer wieder und wieder kommen. Erkläre ich meine Situation, dann werde ich entweder verachtet, gemieden, oder man ignoriert meine Position einfach, um mich dann doch immer wieder zum Glauben zu bewegen. Wie respektlos ist das denn? Das verlangt man von mir gelebte Toleranz und Respekt, und ignoriert einfach meine Entscheidung, einem alten Weg zu folgen. Da hat sich in den Jahrhunderten offenbar wenig geändert. Menschen wie Mutterhoff und ich werden schon seit Ewigkeiten verfolgt, angegangen und hin und wieder auch schon einmal getötet. Dabei folgen wir nur unserem Pfad des Lebens. Unser Sein ist dem realen Empfinden der Welt gewidmet. Wir fühlen, schmecken und riechen anders, kommen so zu anderen Schlüssen, vertrauen anderen Inhalten des Lebens. So ist das nun einmal. Im Schatten dieser lärmenden und bunten Entwicklung leben heute noch echte Hexen mit unter uns. Doch sie halten sich zurück und fristen ein eher unscheinbares Dasein. Ihre Aufgabe sehen sie darin, Wächter und Vermittler zwischen den Welten zu sein. Sie unterwerfen sich dabei einer faszinierenden Philosophie und einem strengen Reglement. In diesem Buch versuche ich Gedanken und Hexenwissen so wiederzugeben, wie ich es, als Gast bei einer echten Hexe, selbst erfahren durfte. Meine Zeit bei Mutterhoff Dunkeltrotz war nicht nur sehr aufklärend und überaus lehrreich, sondern bis zum heutigen Tag bin ich mir nicht sicher, ob diese Frau wirklich nur menschlich war. denn was ist es, was uns Menschen ausmacht und was grenzt uns zu allem anderen ab? Diese Frage habe ich mir seit damals immer wieder gestellt. Denn ich habe diese ungewöhnliche Frau kennenlernen dürfen. Für andere ein leidiges Unterfangen - für mich ein Privileg. Doch lest selbst...

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