Die große Täuschung: Geld ist nur eine Idee
Geld stellt eine dominierende Komponente unseres modernen Lebens dar. Wir investieren viel Zeit darin, es zu erhalten und geben es Stück für Stück jeden Tag aufs Neue aus.
Was ist Geld?
Geld ist zweifellos nicht einfach der Schein oder die Münzen im Portemonnaie, die Existenz des Buchgeldes belehrt uns eines Besseren: Zahlen, ob gedruckt oder in den virtuellen Raum gestellt, geben uns unser Guthaben oder die Kontodefizite an. Das meiste Geld existiert gar nicht mehr im realen Raum, es hat sich in eine andere Dimension verflüchtigt, in der es mit Händen nicht mehr greifbar ist.
Wir sehen die Zahlen, wir schicken sie per Überweisung durch den Raum und lassen Sie auf fremden Konten wieder auftauchen. Geld: ein reines Gedankenspiel? Aber ein sehr ernstes.
Paypal Sandbox
Viele Menschen bezahlen im Internet per Paypal, das System ist zwischen Käufer und Verkäufer geschaltet, verwaltet Guthaben und wickelt Zahlungen ab. Als Webseiteninhaber, der etwas verkaufen möchte, kann man zu Testzwecken die Paypal Sandbox benutzen: Der potenzielle Verkäufer richtet sich dafür ein Fake-Konto ein, das einem echten Paypal-Konto täuschend ähnlich sieht. Und in dieser Sandbox kann er sich ein Guthaben nach Wunsch generieren, um anschließend (ausschließlich!) bei sich selbst Probeeinkäufe zu starten. So wird greifbares Geld zuerst zu Buchgeld, dann zu einer virtuellen Online-Verschiebemasse und anschließend, per Sandbox, löst sich alles völlig in Wohlgefallen auf.
Glaube und Geld
In früheren Zeiten war Geld eine Art Besitzurkunde: Der Staat hatte den Gegenwert in Gold eingelagert und jeder Geldschein symbolisierte einen Anteil an dem Edelmetall. Wenn man an dieser Stelle mal nicht darüber nachdenkt, welchen realen Wert überhaupt Gold besitzt, kann man immerhin sagen, dass hier noch eine nachvollziehbare, reale Bedeutung des Geldes existierte. Doch heute gibt es keine derartige staatliche Garantie mehr auf unser Geld, wir haben damit keine Anteil an irgendwelchen wertvollen Metallen. Fakt ist: Dass wir mit unserem Geld überhaupt bezahlen können, liegt daran, dass die Verkäufer an dessen Wert glauben. Und dass wir versuchen, mit bedruckten Papierscheinen oder sogar virtuellen Zahlen Gegenstände zu erstehen, bedeutet schlichtweg, dass auch unser Glaube an das Fantasieprodukt ziemlich stark ist.
Finanzkrise
Finanzkrisen entstehen dort, wo der Glaube an den Wert des Geldes zerbricht. Unser selbst erschaffenes System zeigt dann plötzlich gefährliche Risse – und sichtbar wird, was schon immer latent im Hintergrund stand: Geld ist und bleibt ein reines Gedankengebäude, eine Idee mit erdachten Gegenwerten. Das Problem ist, dass wir alle in diesem Gebäude arbeiten, einkaufen und leben und ein
Leben ohne Geld unvorstellbar geworden ist. Dazu fällt mir der alte Spruch ein: „Die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los.“